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Globalisierung: Fluch oder Segen?

Ein Beitrag zur Aktion "Kursgruß" von Prof. Dr. habil. Jürgen Lackmann

Zwischen dem keb und dem Seniorentreff im Hirschgraben, Ravensburg, wird seit Längerem eine „Seniorenakademie“ erfolgreich durchgeführt. Im Frühjahr 2020 wurde eine Vortragsreihe mit dem obigen Thema angeboten, jedoch infolge der aktuellen Corona-Pandemie nicht vollständig abgeschlossen.

Bild: Facetten der Hyperglobalisierung, die sich gegenseitig durchdingen und beeinflussen

Facetten der Hyperglobalisierung, die sich gegenseitig durchdingen und beeinflussen

Betrachtet man die weltwirtschaftlichen Verwerfungen der letzten beiden Jahrzehnte, dann zeigt sich: Die Krise am Neuen Markt zu Beginn dieses Milleniums (Reformen der Regierung Schröder/Fischer) sowie die Weltfinanzkrise 2008 (Regierung Merkel/Steinbrück) konnten Deutschland einigermaßen schnell bewältigen. Im ersten Fall durch Vermögensverluste von Finanzinvestoren und staatlichen Sparprogrammen und Reformen des Sozialsystems (Stichwort „Hartz IV“). Im zweiten Fall durch Maßnahmen der Bankenrettung und staatliche Subventionen (Stichwort „Abwrackprämie“). Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zeichnet sich aber schon jetzt ein astronomisch hoher Schaden ab, der eine Deglobalisierung auslösen könnte. An Kritikern der Globalisierung hat es schon in der Vergangenheit nicht gemangelt. Mehr noch: 55 Prozent der Deutschen sind der Überzeugung, dass der Kapitalismus in seiner heutigen Form mehr schadet als hilft, ergaben Umfragen Anfang des Jahres. Dabei hat Deutschland von der internationalen Arbeitsteilung profitiert, weil ihr Credo lautet: Jeder spezialisiert sich auf das, was er besonders gut kann.

Globalisierung, verstanden als weltweite Vernetzung von Güter-, Dienstleistungs- und Faktormärkten (Arbeit, Kapital, Wissen) lässt die Abhängigkeiten gegenseitig verbundener Ökonomien der Welt klar erkennen. Besonders schnell wird dies deutlich, wenn Lieferketten unterbrochen werden. Allgemeiner: Hyperglobalisierung, Nationalstaat und politische Demokratie verdeutlichen ein Trilemma, in die die Weltwirtschaft verstärkt seit den 1980er Jahren hineingeführt wurde.

Facetten der Hyperglobalisierung, die sich gegenseitig durchdingen und beeinflussen, verdeutlicht die folgende Grafik

Bild: Verhältnis Demokratie und (offene) Marktwirtschaften

Verhältnis Demokratie und (offene) Marktwirtschaften

Jahrzehnte haben wir uns an das Mantra gewöhnt, dass die Globalisierung unumkehrbar sei. Der heutige Rückschlag der Globalisierung wird von zwei Kräften vorangetrieben: von praktischen, interessengeleiteten Reaktionen und tief empfundenen moralischen Argumenten. Diese bleiben zunächst oberflächlich. Zusammen genommen erzeugen sie eine gewaltige Wirkung, wie dies bereits seit einigen Jahren in politischen Voten von Globalisierungsverlieren erkennbar wurde.
Insgesamt ergibt sich damit die Frage nach politisch-gesellschaftlichen Antworten.

Die sich verschärft stellende Frage lautet demnach, in welchem Verhältnis Demokratie und (offene) Marktwirtschaften zueinander stehen und wie diese (fair) zu regeln sind.

Der aktuelle realwirtschaftliche Schock der Coronakrise trifft alle Länder gleichzeitig, weil die Lieferketten gestört, infolge der Ausgangssperren die Nachfrage nach Gütern eingeschränkt ist, Dienstleistungen (außer im Gesundheitssystem) nicht mehr angeboten werden dürfen, die Produktion zurückgefahren oder eingestellt werden muss. Damit steigt eine Rezessionswahrscheinlichkeit. Und schließlich wird das Ganze durch Vertrauensverluste bei Konsumenten und Produzenten begleitet. Auch der Finanzsektor steht unter deutlichem Druck, der durch geldpolitische Überlegungen der EZB gestützt werden soll.

Bedenklich stimmen Szenarien des Info-Instituts: Wenn die Wirtschaft zwei Monate lange teilweise stillsteht, entstehen Wohlstandsverluste zwischen 255 und 495 Milliarden Euro. Jede weitere Woche kostet zusätzlich zwischen 25 und 57 Milliarden Euro. Die Bundesregierung versucht vieles von dem auszugleichen, was vorher privat erwirtschaftet wurde und nun wegfällt.

„Konfrontiert mit der Corona-Krise, müssen wir aus der seit Jahrzehnten haussierenden Ich-AG in eine Wir-GmuH wechseln, eine Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung“, wie der Journalist Berthold Kohler unlängst geschrieben hat. Das ist ein deutliches Signal an unsere Gesellschaft und deren Solidarität. Bezüglich unserer global verbundenen Volkswirtschaft bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt.

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